Sonntag, 29. April 2012

Misanthrop

Sie nerven mich. Sie nerven mich alle. Na ja fast alle. Sie pflegen eine Ignoranz gegenüber allen. Scheiß auf die Umwelt, hier kommt der Mensch! Und ich bin kein bisschen besser als alle anderen. Das Leben zieht im Moment einfach nur noch an mir vorbei. Es scheint so als wär ich einfach nur noch Zuschauer meines eigenen Lebens. Ich tue Dinge die ich eigentlich nicht will. Ich verschwende meine Zeit mit Menschen und Aktivitäten dir mir eigentlich nicht gefallen. In irgendeiner Weise ist mir aber auch alles egal. Scheiß auf die Gesundheit, ich rauche! Scheiß auf das was andere von mir denken, ich bin einfach unfreundlich! Scheiß darauf was die Schule macht, ich komm sowieso schon irgendwie durch! ! Total egal, dass ich nur 3 Stunden geschlafen hab, schlafe ich halt in der Schule weiter!Scheiß darauf, dass ich mich bei dem netten Typen nicht mehr gemeldet hab, es kommt sowieso noch ein besserer - Und dann, wenn ich früher von einer Party gegangen bin, weil ich die Menschen, mit denen ich schon so viele schöne Stunden zusammen verbracht habe nicht mehr ertragen kann, und einsam an meiner ekeligen Kippe ziehe, denke ich an ihn. Dann denke ich daran, dass er es hassen würde, wenn er wüsste, dass ich rauche. Dass er es hassen würde, dass mir die Schule egal ist. Und ich denke daran, dass ich ihn einfach brauche. Und auch, dass ich ihn immer noch will, selbst das würde ihm nicht gefallen. Irgendwie kann ich den Zustand in dem ich mich zur Zeit befinde nicht genau beschreiben. Aber ich hoffe ich wach bald wieder daraus auf.

Freitag, 20. April 2012

Sichtbar

Die Musik ist laut. Der Bass dröhnt in meinen Ohren. In der Hand habe ich eine scheiß Kippe. Überall um mich rum sehe ich bekannte Gesichter. Ich tanze, tanze und tanze. Meine Füße schmerzen wahnsinnig, aber das ist egal. Die roten High Heels sind es einfach Wert. Ich bin nicht mehr ganz klar. Hab ein wenig zu viel getrunken. Aber das ist auch egal.  Es fühlt sich einfach so gut an. Ich muss an nichts denken. Die Schule scheint ganz weit weg. Genau wie die Probleme, meine Mutter, meine Schwester. Alles in weiter Ferne. So unwirklich. Irreal. Ich fühle mich frei. Ich bin glücklich. Und ich gehöre dazu. Zu den Anderen. Die Anderen, die vor einem Jahr vermutlich noch nicht mal meinen Namen kannten. Vielleicht gehöre ich nur wegen Cher dazu. Jeder will mit ihr befreundet sein und alle sind zu ihrer besten Freundin nett. Aber ich hoffe es ist meinetwegen. Früher gehörten wir nicht dazu. Cher und ich. Nein, die Anderen haben uns nie gehasst. Wir waren denen einfach gleichgültig. Wir waren unsichtbar. Die haben uns keine Beachtung geschenkt.  Ich bin mir nicht sicher ob mir dieser Zustand besser gefallen hat, als der jetzige. Denn wenn man bekannter ist wird über einen geredet. Meistens schlecht. Cher ist heute nicht da. Sie ist noch zu jung für die Disco. Ich bemerke, dass Damian hinter mir tanzt. Ich kenne ihn seit ich drei Jahre alt war. Selbst für ihn war ich immer unsichtbar. Heute scheinbar nicht mehr. Zieht man einmal ein enges, kurzes, schwarzes Kleid mit hohen Schuhen an wird man direkt beachtet. Damian sieht gut aus. Viel zu gut. Vielleicht schwärmte ich schon immer ein klein wenig für ihn. Irgendwie finden seine Hände den Weg zu meinen Hüften. Er ist auf einmal so nah. Wir tanzen. Früher wär mein Herz stehen geblieben aber heute, heute ist es anders. Es ist mir gleichgültig ob er mit mir tanzt oder nicht. Er fragt mich ob ich was trinken will. Er gibt mir was aus. Wir reden über irgendwelche unwichtigen Dinge, die ich morgen sowieso nicht mehr weiß.  Auf den Weg zurück zu den anderen verlieren wir uns. Ich sehe wie ein paar meiner neuen Freunde in der Mitte, auf einem Podest tanzen. Keine drei Sekunden später hält mir einer von ihnen auch schon die Hand hin um mich auch nach oben zu ziehen. Natürlich greife ich zu. Und schon bin ich oben. Ich weiß nicht genau, ob ich im nüchternen Zustand zu schüchtern zu so etwas wär. Vermutlich. Egal. Es macht Spaß. Irgendwann ist es halb fünf. Wir brechen auf. Die anderen bringen mich noch zum Taxi. Es wird sich umarmt. Und ich gehöre dazu. 

Montag, 16. April 2012

Der Wecker zeigt zwei Uhr an. Ich kann nicht schlafen, wie immer in der Nacht vor dem ersten Schultag nach den Ferien. Von Müdigkeit keine Spur. Seit Stunden wälze ich mich nun schon in meinem Bett hin und her.  Denke über Gott und die Welt nach. Und am allermeisten über Sachen, an die ich gar nicht denken mag. Natürlich, denn so ist es immer wenn man nicht einschlafen kann. Das plötzliche vibrieren meines Handys am Arm lässt mich aufschrecken. Welcher Depp ruft mich bitte um die Uhrzeit an?! Ich schaue auf das Display, kenne die Nummer nicht. Verdammt. Dran gehen oder nicht. Es könnte der Typ aus der Disco sein, dem ich dank seiner Überredungskunst schließlich doch noch meine Nummer überlassen habe. Ich drücke auf den grünen Hörer. Ich hab ja sowieso nichts besseres zu tun. "Hey Kleine, kennst du mich noch?" ,höre ich eine sehr vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung. Freude kommt in mir auf, trotz all dem was vorgefallen war. "Klar", antworte ich schnell. "Dann sag meinen Namen", fordert er. "Javier", flüstere ich in mein Handy. Javier, viel zu lange habe ich diesen Namen nicht mehr laut ausgesprochen, viel zu lange war er nicht mehr Teil meines Lebens. "Ada, ich hab scheiße gebaut", fängt er an plötzlich an, "Es tut mir so unglaublich leid, alles was vorgefallen ist, es tut mir leid, dass ich so ein Idiot war, dass ich elf beschissene Monate fast nichts von mir hören gelassen hab. Dass ich dich im Stich gelassen habe, nicht für dich da war und das nur wegen diesem Mädchen. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich dich und mich, uns ihretwegen verloren hab. Bitte verzeih mir." Das kam unterwartet. Ich freue mich über seine Worte. Und ich kann einfach nicht anders als ihm zu verzeihen. Obwohl ich immer noch sauer bin, obwohl ich eigentlich nie wieder mit ihm sprechen wollte. Aber wem soll man sonst vergeben, wenn nicht Freunden? Jeder Freund hat eine zweite Chance verdient.  So erzählt er mir von der Welt, in welcher er die letzten elf Monate verbracht hat, in einer Welt in der es als normal erachtet wird wenn man täglich Drogen konsumiert, wo Eltern nicht arbeiten, wo die Kinder keine Perspektiven haben.Eine Welt voller Brutalität und Gewalt, wo es ganz selbstverständlich ist, dass die Polizei wöchentlich vorbeischaut. Und er erzählt mir von ihr. Sie, in die er sich halsüberkopf verliebte. Für die er alles stehen und liegen ließ. Sie, die in dieser schrecklichen Welt aufwuchs. Sie, die so schrecklich eifersüchtig auf mich war, mich gehasst hat oder und es vermutlich immer noch tut. Er erzählt mir, dass er froh ist daraus zu sein, dass er gemerkt hat, dass er sie nicht verändern kann, dass sie gar kein anderes Leben will. Stunden vergehen, es wird drei Uhr, vier Uhr, und wir reden und reden. Wie früher, über alles. Ich erzähle ihm wie es mir die letzten Monate erging. Ich sage ihm, wie froh ich bin endlich meinen alten Javier zurück zu haben.  Er bringt mich genauso viel wie früher zum lachen. Und allgemein verstehen wir uns so, wie als hätte es die vielen Monate Funkstille zwischen uns niemals gegeben. Ich und wahrscheinlich auch er, haben vergessen wie gut wir einander tun. Jetzt erst merke ich, wie sehr er mir fehlte. Die Stunden verstreichen weiter, bis es schließlich Zeit zum Aufstehen für beide von uns ist. Er verabschiedet sich mit den Worten:"Ada du hast dich verändert. Deine Stimme klingt reifer, du bist selbstbewusster, schlagfertiger. Schlaf gut meine Kleine" Und alles ist wieder so wie vor einem Jahr. Jeden Falls fast alles. 

Samstag, 14. April 2012

Gelöscht

Ich nehme mein Handy und gehe in das Telefonbuch. Ganz oben steht sein Name: Adam ich drücke auf löschen.  Soll Adam wirklich gelöscht werden? Ich zögere einen Moment. Kann ich das wirklich? Kann ich ihn für immer aus meinen Leben verbannen?Es wäre nur ein Klick, dann wär er weg. Endgültig. Es gäbe keine Nächte mehr in denen ich mit seinetwegen in den Schlaf weine. Die dumme Eifersucht wäre auch nicht mehr da, er könnte mich nicht mehr demütigen, nicht mehr verletzten. Das alles wäre vorbei. Für immer. Doch kann ich es? Bin ich stark genug? Oder werde ich wieder rückfällig? Ich reiße mich zusammen und schaffe es, ehe ich meine Meinung doch wieder ändere. Ich drücke löschen . Langsam laufen Tränen über mein Gesicht. Aber gleichzeitig fällt auch eine riesen Last von meinen Schultern. Von nun an werde ich mein Leben so leben wir ich es will. Ich werde mich neu verlieben können. Nicht jetzt. Aber später. Vielleicht.