Freitag, 20. April 2012

Sichtbar

Die Musik ist laut. Der Bass dröhnt in meinen Ohren. In der Hand habe ich eine scheiß Kippe. Überall um mich rum sehe ich bekannte Gesichter. Ich tanze, tanze und tanze. Meine Füße schmerzen wahnsinnig, aber das ist egal. Die roten High Heels sind es einfach Wert. Ich bin nicht mehr ganz klar. Hab ein wenig zu viel getrunken. Aber das ist auch egal.  Es fühlt sich einfach so gut an. Ich muss an nichts denken. Die Schule scheint ganz weit weg. Genau wie die Probleme, meine Mutter, meine Schwester. Alles in weiter Ferne. So unwirklich. Irreal. Ich fühle mich frei. Ich bin glücklich. Und ich gehöre dazu. Zu den Anderen. Die Anderen, die vor einem Jahr vermutlich noch nicht mal meinen Namen kannten. Vielleicht gehöre ich nur wegen Cher dazu. Jeder will mit ihr befreundet sein und alle sind zu ihrer besten Freundin nett. Aber ich hoffe es ist meinetwegen. Früher gehörten wir nicht dazu. Cher und ich. Nein, die Anderen haben uns nie gehasst. Wir waren denen einfach gleichgültig. Wir waren unsichtbar. Die haben uns keine Beachtung geschenkt.  Ich bin mir nicht sicher ob mir dieser Zustand besser gefallen hat, als der jetzige. Denn wenn man bekannter ist wird über einen geredet. Meistens schlecht. Cher ist heute nicht da. Sie ist noch zu jung für die Disco. Ich bemerke, dass Damian hinter mir tanzt. Ich kenne ihn seit ich drei Jahre alt war. Selbst für ihn war ich immer unsichtbar. Heute scheinbar nicht mehr. Zieht man einmal ein enges, kurzes, schwarzes Kleid mit hohen Schuhen an wird man direkt beachtet. Damian sieht gut aus. Viel zu gut. Vielleicht schwärmte ich schon immer ein klein wenig für ihn. Irgendwie finden seine Hände den Weg zu meinen Hüften. Er ist auf einmal so nah. Wir tanzen. Früher wär mein Herz stehen geblieben aber heute, heute ist es anders. Es ist mir gleichgültig ob er mit mir tanzt oder nicht. Er fragt mich ob ich was trinken will. Er gibt mir was aus. Wir reden über irgendwelche unwichtigen Dinge, die ich morgen sowieso nicht mehr weiß.  Auf den Weg zurück zu den anderen verlieren wir uns. Ich sehe wie ein paar meiner neuen Freunde in der Mitte, auf einem Podest tanzen. Keine drei Sekunden später hält mir einer von ihnen auch schon die Hand hin um mich auch nach oben zu ziehen. Natürlich greife ich zu. Und schon bin ich oben. Ich weiß nicht genau, ob ich im nüchternen Zustand zu schüchtern zu so etwas wär. Vermutlich. Egal. Es macht Spaß. Irgendwann ist es halb fünf. Wir brechen auf. Die anderen bringen mich noch zum Taxi. Es wird sich umarmt. Und ich gehöre dazu. 

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