Donnerstag, 14. Juni 2012

Und es ist wieder da.


 Einen Monat ist es jetzt her. Einen Monat, seit dem ich das letzte Mal bei Laslo war und am selben Tag die erste Nacht mit ihm verbracht habe. Ich habe es geschafft Gefühle zugelassen. Schöne Gefühle, komische Gefühle.In dem letzten Monat habe ich wunderschöne Stunden, Tage und Nächte mit im verbracht. Ich war glücklich. Viel zu glücklich. Und verliebt. Viel zu sehr verliebt.
Einen Jungen, an dessen Schulter man sich immer anlehnen kann. Einen, der immer für dich da ist und dich sturzbetrunken nach Hause trägt. Einen, der dir die hohen Schuhe auszieht und dir seine flachen Schuhe anzieht. Ein Junge der dir das Gefühl gibt, das wichtigste Mädchen der Welt zu sein. Einer, der nur dich ganz allein küssen will und solange wach bleibt bist du eingeschlafen bist. Der dich nach dem Aufwachen  als wunderschön bezeichnet. Einer, der dich schon vermisst bevor zu gegangen bist.

So einen habe ich gefunden. Und vermutlich habe ich es noch nicht einmal verdient. Denn trotzdem schlich es sich wieder ein. Tränen, Selbstzweifel, Lügen und noch mehr Tränen.

Langsam drehe ich mich von ihm weg. Diese kleine unzufriedene Stimme in meinem Kopf wird immer lauter. Ich will sie ignorieren aber es gelingt mir nicht. Wieso regt mich diese Kleinigkeit so sehr auf? . "Ada, was hast du? Sprich doch bitte mit mir!" - Er ist besorgt, er weiß nicht was auf einmal los ist. Ich weiß es selbst nicht. Ich kann ihn nicht ansehen, ich kann nicht sprechen. Und selbst wenn ich sprechen könnte, ich hätte nichts zu sagen. Ich merke wie die Tränen kommen, kann es nicht verhindern. Will es nicht verhindern. Er dreht mich zu sich. Seine großen, braunen Augen sehen besorgt aus, als er merkt, dass ich weine. Langsam wird er nervös, ich merke, dass er nicht weiß was er tun soll und dass er von der Situation vollkommen überfordert ist. "Hör bitte auf zu weinen und sieh mich an! Hab ich was falsch gemacht?"  War da etwas Wut in seiner Stimme? Er nimmt mich in den Arm. Ganz fest. Und ich weine heftiger.

Samstag, 12. Mai 2012

Falsch.

"Wenn du weiter so rumjammerst und noch einmal 'Moah' sagst, passiert das", sagt er und küsst mich. Ich bin völlig perplex, obwohl ich mit einem Kuss gerechnet hatte. Es ist ein flüchtiger Kuss, welcher ein schnelles Ende findet. Schweigend laufen wir weiter durch die Innenstadt. Die Schaufenster der Läden sind beleuchtet, ab und an kommen uns feier wütige Menschen entgegen. Es ist kalt. Ich habe seine Jacke an, die mir natürlich viel zu groß ist. Plötzlich entfährt mir ein weiteres "Moah"  und  ich bin selbst von mir überrascht, dass ich es soeben gesagt habe. Abrupt bleibt er stehen,dreht sich zu mir nimmt mich in den Arm und wir küssen uns lange. Ich genieße den Moment und kann trotzdem nicht fassen was ich da gerade eben tue. Werde ich einen weiteren netten Jungen enttäuschen, weil ich mir einfach nie über meine Gefühle im klaren bin, weil ich so egoistisch bin, weil ich so herzlos bin und nicht lieben kann? Irgendwie kann ich diese Gedanken schnell wieder verdrängen. Nach einer kleinen Ewigkeit laufen wir weiter Richtung Hauptbahnhof. Komische Gestalten laufen um diese Uhrzeit dort rum. Ständig schnorrt uns irgendwer an. Aber in seinen Armen fühle ich mich sicher. Endlich sind wir am Gleis, Gleis sieben. Zehn Minuten haben wir noch bis mein Zug kommt. Wir setzten uns auf eine Bank. Ich kuschel mich an ihn. Mir ist kalt und ich bin müde. Er küsst mich wieder. Eine Durchsage, mein Zug hat Verspätung. Trotz der Kälte und meiner Müdigkeit freue ich mich darüber weitere zehn Minuten mit ihm verbringen zu können. Doch dann kommt die Frage, die Frage auf die ich gewartet habe.  "Was ist nun mit uns? Ist das einfach nur so, oder ist das mehr?"- "Ich weiß es nicht." ,antworte ich, es ist die Wahrheit. Ich weiß es nicht. Werde ich ihn je so lieben wie ich Adam lieb(t)e? Werde ich treu sein können? Werde ich damit klar kommen nicht mehr frei zu sein? Oder werde ich ihn bloß enttäuschen. "Bitte spiel nicht mit mir", sagt er. "Natürlich nicht." erwidere ich, dabei habe ich so große Angst, Angst davor, dass ich genau das tun werde. Eine weitere Durchsage. Mein Zug fällt aus. Es war der letzte. "Du könntest bei mir schlafen", bietet er mir an. Nach kurzem überlegen und zögern sage ich zu. Wir laufen zu ihm. Es geht ganz schnell, unterwegs küssen, unterhalten, lachen und rauchen wir. Dann sind wir da. Ich war noch nie bei ihm. Irgendwie hätte ich erwartet, dass er in einem schicken Einfamilienhaus wohnt. Doch es ist nicht so, es ist ein Mietshaus. Wir betreten das Treppenhaus und ich stelle insgeheim fest, dass ich schöner wohne. In der zweiten Etage schließt er die Tür auf. Wir betreten die Wohnung. Ich fühle mich etwas unwohl. Es ist zu klein, zu eng, zu lieblos und geschmacklos eingerichtet und dazu unordentlich. Er führt mich in sein Zimmer. Es ist ebenfalls klein und etwas unordentlich. Irgendwie finde ich diesen Raum bedrückend. Wir ziehen uns um, ich bekomme ein Tshirt von ihm. Dann kuscheln wir uns in sein Bett. Wir küssen uns, wieder und wieder. Aber ich kann mich einfach nicht entspannen. Mich stört etwas. Mich stört diese Enge, Unordnung und die Größe des Raumes. Und es stört mich, dass ich so eklig oberflächlich bin, dass es mich solche Dinge stören. Bis vor fünf Monaten haben wir schließlich auch noch in einer kleineren Wohnung gewohnt. Wie schnell man sich an ein großes Haus, mit großen, schönen Räumen gewöhnen kann, stelle ich fest. Und irgendwann schlafen wir ein.

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63 kg. 3kg in einer Woche. Bin ich gut oder gut ;)? 

Sonntag, 6. Mai 2012

Aha.

Die Sonne scheint. Es ist warm. Schon um die Uhrzeit. Es ist Freitag. Das Wochenende ist  nicht mehr fern. Ich sollte gut gelaunt sein. Aber ich bin es nicht. Das Wetter passt nicht zu meiner Stimmung. Es sollte stürmen, donnern und blitzen. Genau wie in meinem Inneren. Ich stehe am Tor meiner Schule. Warte auf meine Freunde, die aus einer anderen Richtung als ich kommen. Natürlich. Ich stehe erst ein paar Sekunden da. Aber es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich auf mich zugelaufen kommen. Sie begrüßen mich. Ich war die letzten zwei Tage nicht da. Keiner fragt was war, wie es mir geht. Wir betreten das Schulgebäude. Ich laufe anteillos hinter den anderen her. Na toll, wofür hab ich überhaupt gewartet. Ich bin den Tränen nah. Mal wieder. Viel zu oft in letzter Zeit. In der Mensa treffe ich Ron. Er begrüßt mich. Wir haben nie viel miteinander zu tun gehabt. Zwischendurch ein paar Sätze gewechselt. "Du warst die letzten zwei Tage nicht da." stellt er fest. "Ja" -"Was war los, warst du krank, du siehst schlecht aus, geht's dir gut?" -Nein verdammt mir gehts scheiße! "Ja mir geht es nicht so gut. Nicht nur körperlich"- "Was ist denn los?"- "Ich weiß es nicht." Ich bin den Tränen noch näher. Wie kann es nur sein, dass ein 'Fremder' das sieht, wozu meine Freunde zu blind sind. "Darf ich dich in den Arm nehmen?" fragt er. Und dann umarmt er mich. Einfach so. Und ich weine. Und er drückt mich fester an sich. 

Donnerstag, 3. Mai 2012

Sechzehn.

Sechzehn Kilo. Sechzehn verdammte Kilo hab ich abgenommen. Und dann hab ich aufgegeben. Einfach so. Ich habe meine Mutter gebeten die Waage zu verstecken, damit ich mir keinen Druck mehr mache, damit ich kein schlechtes Gewissen mehr habe wenn ich zunehme.Ich habe aufgehört Kalorien zu zählen und das ganze eklige Essen in mich reingestopft. Nicht mehr drüber nachgedacht. Dabei hätten nur noch vier kg bis zu meinem Wunschgewicht gefehlt. Vier mickrige Kilos.  Meine Lieblingshose wurde wieder zu eng. Ich weiß noch wie sie in mein Hüften gedrückt hat, als ich sie das letzte Mal an hatte. Wie sehr es geschmerzt hat. Aber das war die gerechte Strafe. Und ich habe trotzdem weiter gegessen. Gestern sah ich mich im Spiegel an. Und ich habe mein altes, fettes ich wieder gesehen. Ich habe geweint. Und weiter gefressen. Bis mir schlecht war. Als ich heute morgen aufstand habe ich die Waage gesucht. Verzweifelt bin ich durch das Haus gerannt. Von Keller bis  zum Dachboden alles auf dem Kopf gestellt. Und tatsächlich hab ich sie gefunden. Die Waage. Endlich. Nach Monaten ist sie wieder da. Meine größte Feindin aber gleichzeitig auch meine beste Freundin. Ich zögerte keinen Moment mich drauf zu stellen. Und dann sah ich sie. Die roten Zahlen. Nach Monaten endlich wieder. Und acht(!) Kilo mehr. Scheiße.Ich kann es nicht fassen. Wie konnte das passieren. Mir wurde ganz heiß. Und schlecht. Ich musste mich setzten.Ich kann fast wieder von vorne anfangen. Es war alles umsonst. Aber diesmal, diesmal schaffe ich es durchzuhalten. Bis zum Sommer ist nicht mehr viel Zeit. Und nach dem Sommer fängt mein neues Leben an. In der anderen Stadt. Auf der anderen Schule. Bis dahin will ich dünn sein. Endlich dünn. Und ich weiß, dass ich es wieder schaffen kann.

NEIN! Das hier soll kein weiterer Blog werden auf dem nur das Abnehmen bzw. Pro Ana im Mittelpunkt steht.
Ich weiß, dass ich auf ungesunde Weise abnehmen werde. So wie ich es auch früher tat. Aber ich weiß wann Schluss ist. Wann ich aufhören muss. Ganz bestimmt.
Heute starte ich. Bei fetten 66kg.



Sonntag, 29. April 2012

Misanthrop

Sie nerven mich. Sie nerven mich alle. Na ja fast alle. Sie pflegen eine Ignoranz gegenüber allen. Scheiß auf die Umwelt, hier kommt der Mensch! Und ich bin kein bisschen besser als alle anderen. Das Leben zieht im Moment einfach nur noch an mir vorbei. Es scheint so als wär ich einfach nur noch Zuschauer meines eigenen Lebens. Ich tue Dinge die ich eigentlich nicht will. Ich verschwende meine Zeit mit Menschen und Aktivitäten dir mir eigentlich nicht gefallen. In irgendeiner Weise ist mir aber auch alles egal. Scheiß auf die Gesundheit, ich rauche! Scheiß auf das was andere von mir denken, ich bin einfach unfreundlich! Scheiß darauf was die Schule macht, ich komm sowieso schon irgendwie durch! ! Total egal, dass ich nur 3 Stunden geschlafen hab, schlafe ich halt in der Schule weiter!Scheiß darauf, dass ich mich bei dem netten Typen nicht mehr gemeldet hab, es kommt sowieso noch ein besserer - Und dann, wenn ich früher von einer Party gegangen bin, weil ich die Menschen, mit denen ich schon so viele schöne Stunden zusammen verbracht habe nicht mehr ertragen kann, und einsam an meiner ekeligen Kippe ziehe, denke ich an ihn. Dann denke ich daran, dass er es hassen würde, wenn er wüsste, dass ich rauche. Dass er es hassen würde, dass mir die Schule egal ist. Und ich denke daran, dass ich ihn einfach brauche. Und auch, dass ich ihn immer noch will, selbst das würde ihm nicht gefallen. Irgendwie kann ich den Zustand in dem ich mich zur Zeit befinde nicht genau beschreiben. Aber ich hoffe ich wach bald wieder daraus auf.

Freitag, 20. April 2012

Sichtbar

Die Musik ist laut. Der Bass dröhnt in meinen Ohren. In der Hand habe ich eine scheiß Kippe. Überall um mich rum sehe ich bekannte Gesichter. Ich tanze, tanze und tanze. Meine Füße schmerzen wahnsinnig, aber das ist egal. Die roten High Heels sind es einfach Wert. Ich bin nicht mehr ganz klar. Hab ein wenig zu viel getrunken. Aber das ist auch egal.  Es fühlt sich einfach so gut an. Ich muss an nichts denken. Die Schule scheint ganz weit weg. Genau wie die Probleme, meine Mutter, meine Schwester. Alles in weiter Ferne. So unwirklich. Irreal. Ich fühle mich frei. Ich bin glücklich. Und ich gehöre dazu. Zu den Anderen. Die Anderen, die vor einem Jahr vermutlich noch nicht mal meinen Namen kannten. Vielleicht gehöre ich nur wegen Cher dazu. Jeder will mit ihr befreundet sein und alle sind zu ihrer besten Freundin nett. Aber ich hoffe es ist meinetwegen. Früher gehörten wir nicht dazu. Cher und ich. Nein, die Anderen haben uns nie gehasst. Wir waren denen einfach gleichgültig. Wir waren unsichtbar. Die haben uns keine Beachtung geschenkt.  Ich bin mir nicht sicher ob mir dieser Zustand besser gefallen hat, als der jetzige. Denn wenn man bekannter ist wird über einen geredet. Meistens schlecht. Cher ist heute nicht da. Sie ist noch zu jung für die Disco. Ich bemerke, dass Damian hinter mir tanzt. Ich kenne ihn seit ich drei Jahre alt war. Selbst für ihn war ich immer unsichtbar. Heute scheinbar nicht mehr. Zieht man einmal ein enges, kurzes, schwarzes Kleid mit hohen Schuhen an wird man direkt beachtet. Damian sieht gut aus. Viel zu gut. Vielleicht schwärmte ich schon immer ein klein wenig für ihn. Irgendwie finden seine Hände den Weg zu meinen Hüften. Er ist auf einmal so nah. Wir tanzen. Früher wär mein Herz stehen geblieben aber heute, heute ist es anders. Es ist mir gleichgültig ob er mit mir tanzt oder nicht. Er fragt mich ob ich was trinken will. Er gibt mir was aus. Wir reden über irgendwelche unwichtigen Dinge, die ich morgen sowieso nicht mehr weiß.  Auf den Weg zurück zu den anderen verlieren wir uns. Ich sehe wie ein paar meiner neuen Freunde in der Mitte, auf einem Podest tanzen. Keine drei Sekunden später hält mir einer von ihnen auch schon die Hand hin um mich auch nach oben zu ziehen. Natürlich greife ich zu. Und schon bin ich oben. Ich weiß nicht genau, ob ich im nüchternen Zustand zu schüchtern zu so etwas wär. Vermutlich. Egal. Es macht Spaß. Irgendwann ist es halb fünf. Wir brechen auf. Die anderen bringen mich noch zum Taxi. Es wird sich umarmt. Und ich gehöre dazu. 

Montag, 16. April 2012

Der Wecker zeigt zwei Uhr an. Ich kann nicht schlafen, wie immer in der Nacht vor dem ersten Schultag nach den Ferien. Von Müdigkeit keine Spur. Seit Stunden wälze ich mich nun schon in meinem Bett hin und her.  Denke über Gott und die Welt nach. Und am allermeisten über Sachen, an die ich gar nicht denken mag. Natürlich, denn so ist es immer wenn man nicht einschlafen kann. Das plötzliche vibrieren meines Handys am Arm lässt mich aufschrecken. Welcher Depp ruft mich bitte um die Uhrzeit an?! Ich schaue auf das Display, kenne die Nummer nicht. Verdammt. Dran gehen oder nicht. Es könnte der Typ aus der Disco sein, dem ich dank seiner Überredungskunst schließlich doch noch meine Nummer überlassen habe. Ich drücke auf den grünen Hörer. Ich hab ja sowieso nichts besseres zu tun. "Hey Kleine, kennst du mich noch?" ,höre ich eine sehr vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung. Freude kommt in mir auf, trotz all dem was vorgefallen war. "Klar", antworte ich schnell. "Dann sag meinen Namen", fordert er. "Javier", flüstere ich in mein Handy. Javier, viel zu lange habe ich diesen Namen nicht mehr laut ausgesprochen, viel zu lange war er nicht mehr Teil meines Lebens. "Ada, ich hab scheiße gebaut", fängt er an plötzlich an, "Es tut mir so unglaublich leid, alles was vorgefallen ist, es tut mir leid, dass ich so ein Idiot war, dass ich elf beschissene Monate fast nichts von mir hören gelassen hab. Dass ich dich im Stich gelassen habe, nicht für dich da war und das nur wegen diesem Mädchen. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich dich und mich, uns ihretwegen verloren hab. Bitte verzeih mir." Das kam unterwartet. Ich freue mich über seine Worte. Und ich kann einfach nicht anders als ihm zu verzeihen. Obwohl ich immer noch sauer bin, obwohl ich eigentlich nie wieder mit ihm sprechen wollte. Aber wem soll man sonst vergeben, wenn nicht Freunden? Jeder Freund hat eine zweite Chance verdient.  So erzählt er mir von der Welt, in welcher er die letzten elf Monate verbracht hat, in einer Welt in der es als normal erachtet wird wenn man täglich Drogen konsumiert, wo Eltern nicht arbeiten, wo die Kinder keine Perspektiven haben.Eine Welt voller Brutalität und Gewalt, wo es ganz selbstverständlich ist, dass die Polizei wöchentlich vorbeischaut. Und er erzählt mir von ihr. Sie, in die er sich halsüberkopf verliebte. Für die er alles stehen und liegen ließ. Sie, die in dieser schrecklichen Welt aufwuchs. Sie, die so schrecklich eifersüchtig auf mich war, mich gehasst hat oder und es vermutlich immer noch tut. Er erzählt mir, dass er froh ist daraus zu sein, dass er gemerkt hat, dass er sie nicht verändern kann, dass sie gar kein anderes Leben will. Stunden vergehen, es wird drei Uhr, vier Uhr, und wir reden und reden. Wie früher, über alles. Ich erzähle ihm wie es mir die letzten Monate erging. Ich sage ihm, wie froh ich bin endlich meinen alten Javier zurück zu haben.  Er bringt mich genauso viel wie früher zum lachen. Und allgemein verstehen wir uns so, wie als hätte es die vielen Monate Funkstille zwischen uns niemals gegeben. Ich und wahrscheinlich auch er, haben vergessen wie gut wir einander tun. Jetzt erst merke ich, wie sehr er mir fehlte. Die Stunden verstreichen weiter, bis es schließlich Zeit zum Aufstehen für beide von uns ist. Er verabschiedet sich mit den Worten:"Ada du hast dich verändert. Deine Stimme klingt reifer, du bist selbstbewusster, schlagfertiger. Schlaf gut meine Kleine" Und alles ist wieder so wie vor einem Jahr. Jeden Falls fast alles. 

Samstag, 14. April 2012

Gelöscht

Ich nehme mein Handy und gehe in das Telefonbuch. Ganz oben steht sein Name: Adam ich drücke auf löschen.  Soll Adam wirklich gelöscht werden? Ich zögere einen Moment. Kann ich das wirklich? Kann ich ihn für immer aus meinen Leben verbannen?Es wäre nur ein Klick, dann wär er weg. Endgültig. Es gäbe keine Nächte mehr in denen ich mit seinetwegen in den Schlaf weine. Die dumme Eifersucht wäre auch nicht mehr da, er könnte mich nicht mehr demütigen, nicht mehr verletzten. Das alles wäre vorbei. Für immer. Doch kann ich es? Bin ich stark genug? Oder werde ich wieder rückfällig? Ich reiße mich zusammen und schaffe es, ehe ich meine Meinung doch wieder ändere. Ich drücke löschen . Langsam laufen Tränen über mein Gesicht. Aber gleichzeitig fällt auch eine riesen Last von meinen Schultern. Von nun an werde ich mein Leben so leben wir ich es will. Ich werde mich neu verlieben können. Nicht jetzt. Aber später. Vielleicht.

Samstag, 31. März 2012

Leben aufräumen.

Bis hierhin. Und nicht weiter. Jetzt wird aufgeräumt. Und zwar drastisch. Keine Zeit mehr verschwenden. Nicht mehr mit dem Mittelmaß zufrieden geben. Nie mehr das Wochenende über im Bett verkriechen. Nicht mehr denken: ab morgen... Nein heute ist der erste Tag meines restlichen Lebens. Heute fange ich an. Ab heute sag' ich nicht mehr ja zu Sachen die ich nicht will. Und nicht mehr nein aus Angst vor neunen Erfahrungen. Ab heute trau' ich mich etwas. Ich mache, das was mir gefällt und scheiß auf alles was die anderen über mich denken. Ab heute lass ich mir nichts mehr gefallen. Und ab heute werde ich beginnen die Sachen anzupacken die ich schon seit so langer Zeit möchte. Das Alte muss raus. Und das Neue wird zu gelassen. Keine falschen Freunde mehr, keine falschen Kompromisse und Versprechungen mehr. Nur noch das tun was mir gut tut. Auf meiner To-Do-List steht viel. Bis nach dem Sommer will ich alle Punkte abgeharkt haben. Weil verdammt man lebt nur einmal! 



Freitag, 30. März 2012

Ada liebt Adam. Liebt Adam Ada?

Weinend stand ich vor ihm, flehte ihn an, obwohl ich genau wusste wie sinnlos es war.   Er nahm mich fest in den Arm, sagte ich solle mich beruhigen. Küsste meine Tränen weg. Einen scheißdreck wollte ich mich beruhigen. Ich wollte einfach für immer in seinen Armen sein. "Wenn du mich wirklich liebst, dann bleib bei mir.", versuchte ich es  noch einmal. Doch es war hoffnungslos. Er würde gehen und nie wieder kommen. Der Gedanke war für mich unerträglich. "Ada, wir hatten diese Diskussion jetzt schon tausend mal und du weißt, dass es nicht anderes geht. Unsere gemeinsame Zeit werde ich niemals vergessen, diese wunderbaren Tage und Nächte mit dir, aber das weißt du hoffentlich auch." Seine Worte machten es nur noch schlimmer. Ich fing wieder heftiger an zu weinen. Wie ein kleines Kind, was nicht seinen Willen bekommt. Und im Grunde war es ja auch so. Ich blickte in seine wunderschönen dunklen Augen, sie sahen müde und traurig aus. Die letzten Minuten mit ihm und ich benahm mich schrecklich. "Ich muss jetzt wirklich los, meine Süße. Möchtest du mir noch was sagen?" Ich schüttelte stumm den Kopf. Nein ich wollte nichts mehr sagen. Alles war gesagt, was gesagt werden musste. "Ich aber",  sagte er schließlich. Er beugte sich zu mir runter und flüsterte mir ein letztes Mal: "Ich liebe dich" ins Ohr. Er küsste mich ein letztes Mal auf die Stirn und griff anschließend er nach der Türklinke um die Tür zu öffnen. Und dann ging er. Einfach so.  Ich sah ihm hinterher, bis er in der Dunkelheit verschwand. Es war das letzte Mal, dass ich ihn sah. "Ich liebe dich auch, Adam", rief ich in die Dunkelheit, doch er hörte es vermutlich nicht mehr.
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Zwei Monate ist es nun vorbei.  Und es wird besser. An manchen Tagen denk ich gar nicht mehr an ihn, an anderen Tagen genieße ich die Erinnerungen an ihn und lass sie mit Freude zu, dann gibt es Tage an denen ich mich Frage warum ich ihn eigentlich so liebe und an wieder anderen Tagen ist die Erinnerung unerträglich und ich würde mich am liebsten den ganzen Tag in meinem Bett verkriechen. Aber im Grunde weiß ich, dass ich ihn immer noch so sehr will, wie an dem Tag, an dem wir uns das erste mal sahen. "Du musst jemand anderes finden", sagte er mal zu mir. Das war natürlich das letzte was ich hören wollte. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich jemals eine Person finde, die mich annähernd so sehr verzaubert und fasziniert wie er. Eine Person die mich zum lachen, lernen und nachdenken bringt. Er hat mir Seiten am Leben gezeigt die ich vorher nicht kannte.Seiten an mir die ich bisher noch nicht kannte. Danke für alles, Adam.

Sonntag, 25. März 2012

Ma Cher(ie).

Ein Blick auf die Uhr, scheiße, schon wieder zu spät. Eilig laufen wir in den Tanzsaal. Das Licht ist schon aus, die Musik an. Wenig später finde ich mich in einer unbeholfenen Umarmung meines Tanzpartners wieder. Und dann geht es auch schon los. Mit gekonnten Bewegungen führt er mich durch den Saal. Das Tanzen ist wie schweben, ich vergesse alles um mich herum. Es gibt nur noch ihn, mich und die Musik.  Manchmal treffen sich unsere Blicke, ich lächle ihm zu, um anschließend verlegen wegzugucken. Man sieht ihm an, dass das Tanzen ihm unheimlich viel Spaß macht. Und ich bin Dankbar so einen guten Partner zu haben. Wobei es mir irgendwie leid tut, dass er statt dem blonden Engel, mich, die pummelige, ungeschickte Ada zur Tanzpartnerin bekommen hat.

 Der blonde Engel, wie ich sie manchmal insgeheim nenne, ist meine beste Freundin. Sie ist genau das, was sich wahrscheinlich jeder Junge zur Freundin wünscht und das, was jedes Mädchen bewundert. Sie ist schön, sehr schlank, hat blondes, wundervolles, langes Haar und blaue Augen. Sie ist intelligent, liebenswert und selbstbewusst. Ihre Eltern haben unheimlich viel Geld, ich glaube sie sind die wohlhabendsten Menschen die ich persönlich kenne. Niemand kann mir erzählen, dass sie nicht begehrenswert ist. Doch ich liebe sie nicht allein für diese Dinge.Selbstverständlich nicht. Ich liebe sie für ihre Ecken und Kanten. Für die Seiten, die die meisten an ihr nicht kennen. Ob ich sie bewundere? Oder beneide? Nein das tue ich nicht, denn dafür kenne ich sie und ihr Leben viel zu gut.  Als ich sie zum ersten Mal sah, war sie klein, pummelig, schüchtern und hatte eine 'Harry Potter' Brille auf der Nase, welche sie unheimlich schick fand, was sie mir später sagte. Sie war so unscheinbar, dass ich sie früher nicht einmal richtig wahrnahm. Auf einem Elternabend in der fünften Klasse saßen unsere Eltern zufällig nebeneinander. Ihre Mutter sprach meinem Vater an und sagte ihm, dass ihre Tochter, Cher, mich total bewundere und von mir schwärme, aber sich nicht trauen würde mich anzusprechen. Mein Vater erzählte mir das. Da ich ein sehr kontaktfreudiges Kind war und immer auf der Suche nach neuen Freunden, setzte ich mich am nächsten Tag in Kunst neben ihr: "Du malst wunderschön", sagte ich zu ihr und meinte es auch wirklich so. Schüchtern bedankte sie sich. An diesem Nachmittag war ich zum ersten Mal bei Cher zu Hause. 

Freitag, 23. März 2012

Ich bin Leben, das leben will...

Ich sitze auf meinem Fahrrad und ich genieße die wundervolle frühlings Sonne während ich auf dem Weg nach Hause bin. Auf einmal rieche ich es, das erste Mal in diesem Jahr. Der Geruch von gegrilltem Fleisch. 
Und mir wird schlecht. 



Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das Leben will.
Albert Schweitzer

Mittwoch, 21. März 2012

Frühlingsgefühle? Fehlanzeige.

Die Sonne lacht mir entgegen als ich aus dem Zug steige. Ein Hauch von Frühling liegt in der Luft. Suchend schweifen meine Blicke über den kleinen Bahnhof. Ich sehe eine Mutter mit einem schreienden Kind, ein altes Ehepaar, eine Gruppe von lachenden Jugendlichen. Und dann endlich sehe ich Laslo, wartend steht er vor dem Bahnhofgebäude. Mit zügigen Schritten gehe ich auf ihn zu. Flüchtig umarmen wir uns. Er ist ein ganzes Stück kleiner als ich, aber das macht nichts. Wenig später sitzen wir auch schon nebeneinander in seinem Auto. Wir reden, scherzen und lachen während der Fahrt. Verstehen uns wie immer ausgezeichnet. Die Sonne blendet mich, ich klappe den Sonnenschutz runter, erschrecke als ich mein Spiegelbild sehe und  klappe den Sonnenschutz schnell wieder hoch. Fragend sieht er mich an. ''Ach ich brauch das doch nicht'',murmle ich vor mich hin. Bin mir noch nicht einmal sicher ob er es überhaupt hört. Sein Fahrstil ist schrecklich, viel zu schnell, mir wird schlecht. Ich beschwere mich, doch er lacht nur. Endlich biegen wir in die Straße ab, in der er wohnt. Schöne Gegend mit schicken Häusern und gepflegten Vorgärten. Dicke Autos stehen vor den Garagen. Wir steigen aus, er schließt die Tür auf. Drinnen verschwindet er direkt in die Küche, um uns was zu Essen zu machen. Unschlüssig stehe ich im Wohnzimmer. "Du kannst dich auch setzten", ruft er mir zu. Doch ich laufe zum Fenster, draußen im Garten springt ein Hund umher. Hunde, ich mag Hunde nicht. Hunde beißen, machen Dreck und Lärm. Früher habe ich Hunde geliebt, früher hatte ich selbst einen. Plötzlich steht Laslo neben mir und reißt mich aus meinen Gedanken. "Ist das euer Hund?" ,frage ich. "Ja, das ist Emiliy", antwortet er mir. Emily, was für ein scheiß Name für einen Hund, denke ich. Das Essen ist fertig. Nudeln mit Ketchup. Sehr kreativ. Nachdem unser Hunger gestillt ist liegen wir  nebeneinander auf seiner Couch. Seine Hände streicheln langsam und vorsichtig über meinen Bauch. Ich genieße es. Als ich mein Gesicht zu ihm wende treffen sich unsere Lippen. Er küsst mich, erst zart und dann fordernder. Doch wir wissen beide, dass wir die falsche Person küssen...

Dienstag, 20. März 2012

Durchschnittlich

Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich ein durchschnittlich hübsches Mädchen. Sie ist blass, sie hat große, graue Augen, ein zu rundes Gesicht, einen zu verkniffenden Mund, eine zu hohe Stirn. Sie trägt ihr Haar mittellang und braun gefärbt.   Das Make-up ist nicht besonders aufwendig, eben schnell ohne viel Zeitaufwand aufgetragen. Sie ist nicht schön. Aber auch nicht hässlich. Durchschnittlich eben. Sie ist nicht dick, aber auch nicht besonders dünn oder schlank. Ihr Körper kann sich sehen lassen. Er ist nichts außergewöhnliches, aber auch nichts was man verstecken müsste. Durchschnittlich. Das Mädchen aus dem Spiegel hat einen Notendurchschnitt von 1,5. Ihre Lehrer bezeichnen das als 'Hervorragende Leistung' Die Eltern sind stolz.  Sie selbst weiß jedoch, dass sie die wenigsten Einsen verdient hat. Sie ist nicht zufrieden mit dem Zeugnis.  Nein überaus Intelligent ist sie auch nicht. Eher auch hier nur der Durchschnitt. Denn viel zu oft fühlt Ada sich einfach dumm und zu unwissend. Das Mädchen mit den großen grauen Augen ist keineswegs unbeliebt. Jedoch kann man sie sicher auch nicht als beliebt bezeichnen. Ada ist nichts besonderes. Sie ist nichts besseres aber auch nichts schlechteres... Ada ist eben einfach nur Ada.