Samstag, 12. Mai 2012

Falsch.

"Wenn du weiter so rumjammerst und noch einmal 'Moah' sagst, passiert das", sagt er und küsst mich. Ich bin völlig perplex, obwohl ich mit einem Kuss gerechnet hatte. Es ist ein flüchtiger Kuss, welcher ein schnelles Ende findet. Schweigend laufen wir weiter durch die Innenstadt. Die Schaufenster der Läden sind beleuchtet, ab und an kommen uns feier wütige Menschen entgegen. Es ist kalt. Ich habe seine Jacke an, die mir natürlich viel zu groß ist. Plötzlich entfährt mir ein weiteres "Moah"  und  ich bin selbst von mir überrascht, dass ich es soeben gesagt habe. Abrupt bleibt er stehen,dreht sich zu mir nimmt mich in den Arm und wir küssen uns lange. Ich genieße den Moment und kann trotzdem nicht fassen was ich da gerade eben tue. Werde ich einen weiteren netten Jungen enttäuschen, weil ich mir einfach nie über meine Gefühle im klaren bin, weil ich so egoistisch bin, weil ich so herzlos bin und nicht lieben kann? Irgendwie kann ich diese Gedanken schnell wieder verdrängen. Nach einer kleinen Ewigkeit laufen wir weiter Richtung Hauptbahnhof. Komische Gestalten laufen um diese Uhrzeit dort rum. Ständig schnorrt uns irgendwer an. Aber in seinen Armen fühle ich mich sicher. Endlich sind wir am Gleis, Gleis sieben. Zehn Minuten haben wir noch bis mein Zug kommt. Wir setzten uns auf eine Bank. Ich kuschel mich an ihn. Mir ist kalt und ich bin müde. Er küsst mich wieder. Eine Durchsage, mein Zug hat Verspätung. Trotz der Kälte und meiner Müdigkeit freue ich mich darüber weitere zehn Minuten mit ihm verbringen zu können. Doch dann kommt die Frage, die Frage auf die ich gewartet habe.  "Was ist nun mit uns? Ist das einfach nur so, oder ist das mehr?"- "Ich weiß es nicht." ,antworte ich, es ist die Wahrheit. Ich weiß es nicht. Werde ich ihn je so lieben wie ich Adam lieb(t)e? Werde ich treu sein können? Werde ich damit klar kommen nicht mehr frei zu sein? Oder werde ich ihn bloß enttäuschen. "Bitte spiel nicht mit mir", sagt er. "Natürlich nicht." erwidere ich, dabei habe ich so große Angst, Angst davor, dass ich genau das tun werde. Eine weitere Durchsage. Mein Zug fällt aus. Es war der letzte. "Du könntest bei mir schlafen", bietet er mir an. Nach kurzem überlegen und zögern sage ich zu. Wir laufen zu ihm. Es geht ganz schnell, unterwegs küssen, unterhalten, lachen und rauchen wir. Dann sind wir da. Ich war noch nie bei ihm. Irgendwie hätte ich erwartet, dass er in einem schicken Einfamilienhaus wohnt. Doch es ist nicht so, es ist ein Mietshaus. Wir betreten das Treppenhaus und ich stelle insgeheim fest, dass ich schöner wohne. In der zweiten Etage schließt er die Tür auf. Wir betreten die Wohnung. Ich fühle mich etwas unwohl. Es ist zu klein, zu eng, zu lieblos und geschmacklos eingerichtet und dazu unordentlich. Er führt mich in sein Zimmer. Es ist ebenfalls klein und etwas unordentlich. Irgendwie finde ich diesen Raum bedrückend. Wir ziehen uns um, ich bekomme ein Tshirt von ihm. Dann kuscheln wir uns in sein Bett. Wir küssen uns, wieder und wieder. Aber ich kann mich einfach nicht entspannen. Mich stört etwas. Mich stört diese Enge, Unordnung und die Größe des Raumes. Und es stört mich, dass ich so eklig oberflächlich bin, dass es mich solche Dinge stören. Bis vor fünf Monaten haben wir schließlich auch noch in einer kleineren Wohnung gewohnt. Wie schnell man sich an ein großes Haus, mit großen, schönen Räumen gewöhnen kann, stelle ich fest. Und irgendwann schlafen wir ein.

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63 kg. 3kg in einer Woche. Bin ich gut oder gut ;)? 

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